In einer dunklen, stürmischen Dezembernacht im Jahr 1944 kreuzte eine Flotte von fünf deutschen Kriegsschiffen durch die labyrinthischen Gewässer des Finnischen Meerbusens. Aufgrund eines Navigationsfehlers gerieten zwei der Schiffe zwischen Porkkala und Naissaari in ein deutsches Minenfeld und gingen verloren.
Badewanne , eine finnische Non-Profit-Organisation, die eine Gruppe freiwilliger Taucher vertritt, die seit über 15 Jahren Schiffswracks im Finnischen Meerbusen dokumentieren, tauchte kürzlich zu einem der Zerstörer, der Z36, hinab. Juha Flinkman , einer der Badewanne-Taucher, führt uns durch das Gebiet:
„Ein Tauchgang zum Wrack des Zerstörers Z36 ist ein einzigartiges und unheimliches Erlebnis. Während man an der Schussleine entlang in die Dunkelheit gleitet, erfasst der Strahl der Lampe zunächst ein unheimliches Durcheinander aus Mast, Radarantennen und – Schleppnetzen, und zwar jede Menge! Vorsichtig dem Schleppnetz ausweichend, taucht man zum Aufbau hinab, vorbei an einer vierfachen 20-mm-Flak, die in ein Netz eingewickelt ist, aus dessen Maschen die Läufe ragen.
Beim Passieren der Backbordseite der Brückennock starrt man plötzlich auf die Mündungen eines 20-mm-Zwillingsflakgeschützes auf dem Vorschiff. Die Rohre zielen vergeblich in den unerreichbaren Himmel hoch oben. Dieses Flakgeschütze befindet sich etwas hinter dem „Bertha Geschütz“, dem B-Geschütz der Hauptbewaffnung mit 127-mm-Geschützen. Diese Zerstörer vom Typ Mob 36b sollten hier eigentlich keine solche Bewaffnung haben, aber was soll's, vielleicht wollte der Kapitän einfach nur zusätzliche Flugabwehrausrüstung installieren!
Später, vom anmutig gewölbten Bug zur Schiffsmitte hin, erblicken Ihre Scheinwerfer die mächtigen Rheinmetall-Borsig-Läufe der Anton- und Bertha-Geschütze, die zwar noch immer trotzig nach vorn ragen, aber nie wieder abgefeuert werden. Sogar die Züge im Inneren der Läufe sind deutlich zu erkennen.
Selbst beim Tauchen in den klaren Bereichen des Wracks lauert das allgegenwärtige Schleppnetz, wenn nicht im Blickfeld, so doch im Kopf. Man muss sich dieser Gefahr stets bewusst sein – hier ist kein Platz für Nachlässigkeit.
Dieses Wrack ist riesig. Es war einst ein mächtiges Kriegsschiff, doch nun liegt es mit gebrochenem Rücken auf dem Meeresboden, eingewickelt in ein Schleppnetz, und seine tödliche Ladung ist überall verstreut. Ein dunkler und einsamer Ort.“
Alle Bilder: © Badewanne